Sonntag, 23. September 2007
Arabische Geschichtsklitterung?


Die angesehene Zeitschrift "Al-Arabi" hat in ihrer letzten Ausgabe eine recht eigentuemliche Interpretation dieses Bildes geliefert. In einem Artikel mit dem Titel "Das Dritte Reich an der Macht" [Ar-Reich al-thalatha fi al-sulta] wurde ueber Hitlers Jugend, seine erfolglosen Kunst- und Architekturstudiumsbewerbungen und schliesslich sein Aufstieg in der NSDAP geschrieben. Unter oben stehendem Bild schrieb Al-Arabi sinngemaess: "Demonstation zahlreicher Kulturschaffender gegen die Nazi-Ausweisungspolitik gegen die beruehmtesten Schriftsteller ... und Wissenschaftler". Was soll das? Weiss es Al-Arabi nicht besser? Das Foto ist eindeutig zuzuordnen: darauf sind Menschen zu sehen, die "das Verbrechen" begangen hatten, weiter bei juedischen Haendlern einzukaufen, obwohl die SA (am rechten und linken Bildrand zu erkennen) dies zu verhindern suchte. Bleibt nur noch die Frage, ob Al-Arabi schlecht recherchiert hat und Geschichtsquellen faelschen moechte. Wer kann dazu was sagen?

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Montag, 27. August 2007
Entertainment in Arabia Felix, 2. Teil


Ganzseitige Anzeigen in der Yemen Times kuendigen ihn lange vorher an: der aegyptische "Amir al-ghaniya al-haditha", uebersetzt der "Prinz des modernen Gesangs", kommt nach Sana'a. Sein Name: Mohamed Hamaki, jung, schoen, ein Star. Ihn zu sehen ist kein preiswertes Vergnuegen: fuer die billigste Kategorie sind 2.800 Jemenitische Rial zu bezahlen, umgerechnet gut 10 Euro. Die teuerste Karten sind fuer 7.000 Rial zu haben. Das sind dann knapp 30% eines Angestellteneinkommens. Dennoch: Menschenmassen kommen, Menschenmassen tanzen, Maenner und Frauen weit voneinander getrennt, aber alle ausgelassen und froehlich. Zwar sind Kameras laut Eintrittskartenaufdruck verboten, doch keiner schert sich drum. Daher kurze Impressionen des Konzerts hier:

hamaki_in_sanaa (wmv, 1,444 KB)

Die jemenitische Jugend hat sich fein herausgeputzt, die "Geschlossene Sporthalle" in der Naehe des Stadions ist sauber und ganz und gar nicht jemenitisch, und die Buehnenschau modern und professionell. Nach einer Stunde und 20 Minuten singt Mohamed das gleiche Lied wie am Anfang, und alle wissen: jetzt ist Schluss. Und kaum ist der letzte Ton verklungen, stuerzen alle raus. Keine Zugabe, kein langer Applaus.

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Mittwoch, 25. Juli 2007
Geldmobil
Keiner soll sagen, im Jemen tut sich nix. Manche Sachen gehen erstaunlich schnell, wenn nur genuegend Leute wirkliches Interesse daran haben. Zwar ist der Bankensektor noch nicht so weit entwickelt, wo ihn Weltbank und IMF gerne haetten. Modernisierungen jedoch sind die jemenitschen Bankmanager aufgeschlossen. Die bank al-yemeni al-tijari, die Jemenitische Handelsbank, hat zum Beispiel jetzt mobile Geldautomaten in der Stadt eingesetzt, die immer an verschiedenen Stellen herumstehen.



Damit wird gross geworben. Zwar habe ich noch nie einen Kunden an einem Geldmobil gesehen, geschweige denn selbst dort Geld gezogen. Meine groesste Angst dabei: was mache ich, wenn die Geldkarte im Automaten bleibt? Kann der Fahrer des Mobils sie mir wieder herausholen? Muss ich dann zur Bankzentrale mitfahren? Womoeglich gar hinten auf der Geldautomatenplattform? Viele Fragen, die ich nicht beantworten muss, wenn ich das Geld in einer Wechselstube umtausche. Das zeigt: der Jemen stellt hohe Modernitaetsansprueche an seine Buerger, zumindest die, die ein Bankkonto haben.

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