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Dienstag, 27. März 2007
Sokotra
ansgarjcordier, 14:19h
O Sokotra! Was sie alle ueber diese Insel schreiben und reden! Der arme Thor Heyerdahl durfte dort, obwohl mit "Tigris" in Seenot, nicht anlegen. Das verboten ihm die russischen Freunde der damals bestehenden Volksdemokratischen Republik Jemen, von der heute nur noch Panzerreste auf der Insel kuenden. Nur wenige haben sie besucht (so wenige allerdings denn auch wieder nicht, und es werden immer mehr, wo doch seit Mitte Maerz 2007 eine woechentliche Direktverbindung nach Italien hergestellt sein soll!), aber viele ueber sie geschrieben.
Letztes Paradies auf Erden!
Garten Eden!
Hort unzaehliger endemischer Pflanzen und Tiere!
Mit den Galapagos wurde sie verglichen, und in der italienischen Inselreisefuehrerkopie, die man uns am Ankunftstag in die Hand drueckte, stand gar, es gaebe Alligatoren, Krokodile und Delphine. Zu unserer Ueberraschung gab es letztere wirklich, zu unserer Erleichterung erstere aber nicht.
Selbst der im sattesten Wohlstand angekommene Okzidentaltourist wird auf Sokotra die Wurzeln entdecken wollen, von denen wir alle abstammen. Er wird sein Heil mit Zelt und Kocher suchen wollen. Woanders geht das ja nicht mehr!, behaupten Reisefuehrer, zahlungskraeftige Reisende (bis nach Sokotra zu kommen, ist ganz und gar nicht umsonst) und mit Kamera und Safariweste ausgestattete Kenner unisono. Wer im Sommer in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg paddelnd Indianer gespielt hat, wird wissen, dass man fuer's urwuechsige Zelten nicht nach Sokotra reisen muss.
Aber egal! Her mit Zelt und Kocher (vorher mitbringen, auf der Insel gibt's das nicht) und rauf auf die Insel. Noch ist sie recht leer... Und dann immer schoen durch die Natur stapfen, sich nur von Ziegen, Hirten und Geistern erkundete Tropfsteinhoehlen anschauen, Flaschenbaeume sehen, Drachenblutbaeume (so sehen sie aus)
bewundern, an klaren Fluessen lagern, sich ab Sonnenuntergang (ca. 17.20 Uhr) bis zum Einschlagen die Zeit im Zelt vertreiben und die Natur geniessen. Das beste: Boot fahren von Qalansiya bis nach Need.
Das ist wahrlich paradiesisch.
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Sonntag, 18. Februar 2007
Jemenitische Vorbilder
ansgarjcordier, 11:10h
Vor ein paar Tagen berichtet die englischsprachige jemenitische Zeitung YEMEN OBSERVER ueber offiziell organisierte Trauerfeiern fuer Sadam Hussein in Sana'a, an der auch eine Tochter Husseins teilnahm. Sie bedankte sich artig fuer den jemenitischen Empfang und meinte, sie wuerde sich hier zu Hause fuehlen.
Einen Tag spaeter meldete sich die YEMEN TIMES, anglophones Organ no. 2, zu Wort. Der kuwaitische Aussenminister grollte und beschwerte sich ueber die jemenitische Politik, einen Verbrecher wie Sadam Hussein posthum zu hofieren. Man muesse nun in Kuwait nachdenken, ob den n die finanzielle Hilfe, die der Jemen von den Staaten des Goldkooperationsrates erhielt (den sogenannten GCC-Staaten Saudi-Arabien, Oman, VAE, Bahrein, Qatar und eben auch - Kuwait), nicht an politische Bedingungen geknuepft werden muesste.
Seit der Hinrichtung Husseins sind Strassen und Geschaefte voll mit seinem Konterfei, Schluesselanhaenger werden auf der Strasse verkauft, Plakate an jeder groesseren Kreuzung angeboten. Nach dem Hamas-Paten Sheikh Yassin und Hizbollah-Nasrallah der naechste Held.
Einen Tag spaeter meldete sich die YEMEN TIMES, anglophones Organ no. 2, zu Wort. Der kuwaitische Aussenminister grollte und beschwerte sich ueber die jemenitische Politik, einen Verbrecher wie Sadam Hussein posthum zu hofieren. Man muesse nun in Kuwait nachdenken, ob den n die finanzielle Hilfe, die der Jemen von den Staaten des Goldkooperationsrates erhielt (den sogenannten GCC-Staaten Saudi-Arabien, Oman, VAE, Bahrein, Qatar und eben auch - Kuwait), nicht an politische Bedingungen geknuepft werden muesste.
Seit der Hinrichtung Husseins sind Strassen und Geschaefte voll mit seinem Konterfei, Schluesselanhaenger werden auf der Strasse verkauft, Plakate an jeder groesseren Kreuzung angeboten. Nach dem Hamas-Paten Sheikh Yassin und Hizbollah-Nasrallah der naechste Held.
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Qatkonsum vorm Qat-Konsum
ansgarjcordier, 10:54h
Wieviel ist schon ueber die jemenitischen Volksdroge Qat geschrieben und gesagt worden? Ich werde - zurueckgekehrt nach Deutschland - wohl am besten ein Forschungsprojekt beantragen, um die landwirtschaftlichen, sozialen, medizinischen, oekonomischen, kulturellen und psychischen Folgen des Qat adaequat untersuchen zu koennen. Und dann mit den Mythen aufraeumen! Zum Beispiel: Qat muss man kauen, sonst erhaelt man keinen zu den jemenitischen Entscheidungszirkeln. Klingt verstaendlich, denn auch in Europa werden viele Entscheidungen ja in Bierlaune gefaellt. Erstaunlich dabei: verschiedene erfolgreiche Jemeniten kauen nicht! Und von den Entscheidungen bekommen sie offensichtlich auch genug mit.
Eine kurze Uebersicht ueber Pro und Kontra? Bitteschoen: Qat braucht viel Wasser (das ist schlecht), aber durch Qatanbau verdienen die Bauern auf dem Land besser und gehen nicht in die ohnehin schnell wachsenden Staedte (das ist gut). Qat macht die Leute dumm (stimmt das? falls ja: schlecht!), und haelt die Bevoelkerung still (stimmt das? falls ja: gut? schlecht?) Die Bewertung des Qatkonsums ueberlasse ich anderen. Bewundernswert ist die Faehigkeit der Jemeniten, Qat stundenlang in der Wange zu lagern (weswegen die Jemeniten nicht sagen: "Ich kaue Qat." sondern: "Ich lagere Qat." Damit meinen sie: kauen.) und die Wange dabei auszudehnen wie einen Luftballon. Um das zu koennen, muss man damit mit etwa 10 Jahren anfangen.
Eine kurze Uebersicht ueber Pro und Kontra? Bitteschoen: Qat braucht viel Wasser (das ist schlecht), aber durch Qatanbau verdienen die Bauern auf dem Land besser und gehen nicht in die ohnehin schnell wachsenden Staedte (das ist gut). Qat macht die Leute dumm (stimmt das? falls ja: schlecht!), und haelt die Bevoelkerung still (stimmt das? falls ja: gut? schlecht?) Die Bewertung des Qatkonsums ueberlasse ich anderen. Bewundernswert ist die Faehigkeit der Jemeniten, Qat stundenlang in der Wange zu lagern (weswegen die Jemeniten nicht sagen: "Ich kaue Qat." sondern: "Ich lagere Qat." Damit meinen sie: kauen.) und die Wange dabei auszudehnen wie einen Luftballon. Um das zu koennen, muss man damit mit etwa 10 Jahren anfangen.
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Donnerstag, 15. Februar 2007
Ebtissem, anta fil-yemen!
ansgarjcordier, 09:08h
Zum Arbeiten in den Jemen zu kommen ist wirklich spannend. Einerseits sind die Kollegen so interessiert und aufgeschlossen, dass ich immer zum Nachdenken ueber meine eigene Identitaet komme, und andererseits ist der Jemen sicher ein Land, in dem wohl die Taxifahrer, nicht aber die Staatsangestellten vor Arbeit zu Tode kommen. Ein Taxifahrer bei der top-modernen Taxifirma "Raha" zahlt pro Tag 5.000 Rial Miete fuer seinen Wagen, und alles, was er ueber die 5.000 Rial hinaus verdient, ist seins. Aber die fuenftausend muss man erstmal erfahren! Im Durchschitt kostet eine 10minuetige Taxifahrt in Sana'a so etwa 250 Rial, rund einen Euro. Und nicht immer stehen die Fahrgaeste an der Strasse Schlange.
Ich aber bin nicht zum Taxifahren hier, sondern um die halbstaatliche Behoerde FYCCI (=Federation of Yemen Chambers of Commerce and Industry) aus ihrem selbstverschuldeten Dornroeschenschlaf zu erwecken. Ich bin ein Prinz im Morgenland! In der Zeitung wurde geschrieben, ich wollte auch Impulse fuer Investition und Wirtschaftsentwicklung geben. Na bitte!
Ich aber bin nicht zum Taxifahren hier, sondern um die halbstaatliche Behoerde FYCCI (=Federation of Yemen Chambers of Commerce and Industry) aus ihrem selbstverschuldeten Dornroeschenschlaf zu erwecken. Ich bin ein Prinz im Morgenland! In der Zeitung wurde geschrieben, ich wollte auch Impulse fuer Investition und Wirtschaftsentwicklung geben. Na bitte!
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