Samstag, 8. Dezember 2007
Im Paradies
Hans Wehrs Arabisch-Deutsches Worterbuch weist beim Eintrag "Aden" die Uebersetzung "Paradies" aus. Der Name 'Eden' kommt daher. Und in der Tat, im Winter, waehrend sich ueber Nordnorwegen die Polarnacht und ueber Sana'a kuehle Naechte ausbreiten, ist Aden ein Reich der Waerme, des Lichts und des angenehmen Klimas. Ein Paradies freilich stellt man sich anders vor: zwar liegen die Stadtteile wirklich exponiert an den Haengen des Vulkans, und im Krater liegt 'Crater', der aelteste Teil der Stadt. Im Zuge des britischen Empires gelangte auch Aden zu betraechtlichem Wohlstand, und im Jemen praegte man das Sprichwort: "O Aden, ich wuenschte, ich koennte dich binnen einer Tagesreise erreichen!" Das war zu Zeiten, als der Weg vom Bergland an die Kueste noch Tage dauerte und die in Aden ansaessigen Gastarbeiter den Zuhause Gebliebenen in Bergland und Tihama von elektrischer Strassenbeleuchtung, Dampfschiffen und spaeter Automobilen berichteten.



Doch die Zeiten, als Aden drittgroesster Hafen der Welt war, man sich auf der Madram Strasse (rechts im Bild) vergnuegte und ausging, sind vorbei. Mit der Schliessung des Suezkanals wurde Adens Hafen zur Bedeutungslosigkeit verurteilt, und die Vereinigung mit dem Norden und der 1994 folgende Buergerkrieg machten aus der ehemals stolzen Hauptstadt eine vernachlaessigte Nummer Zwei. Zwar traegt Aden stolz den Titel "Wirtschaftshauptstadt des Jemen", doch hat sie mit vielen Problemen zu kaempfen. Viele Ressourcen wurden nach Norden abgezogen, wichtige Positionen sind von Nordjemeniten besetzt, Frauen werden aus dem oeffentlichen Leben genauso verbannt wie in Sana'a und somalische Fluechtlinge duerfen laut Regierungsbeschluss die Stadt nicht verlassen. Crater bietet vielerorts ein Bild des Jammers, und die Madram Strasse sieht aus wie Halle-Neustadt. Sheikh Ba-Mashmuus, Praesident der Handelskammer und Eigner einer grossen Handelsunternehmung, geht auf die 80 zu und ist optimistisch: "Die Welt schaut auf uns, sie schaute immer auf uns. Wir sind die Verbindung zwischen Asien und Afrika." Moege er Recht behalten, und Aden geht es bald wieder besser. Schon jetzt macht der Strassenverkehr in Aden einen aeusserst geordneten, nachgerade 'un-arabischen' Eindruck. Beim Abbiegen blinkt man, Vorfahrtsregeln werden eingehalten und die Polizei hielt mich an, weil ich keinen Sicherheitsgurt angelegt hatte.

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