Samstag, 1. Dezember 2007
Weltkulturerbe im Staub
Es windet oft in der Tihama, Staub fliegt dann durch die Luft, der Haare, Ohren und Gaumen verklebt. So auch heute. Zabid, die Stadt der Rasulidendynastie, die die erste islamische Universität der Welt beherbergte, ist heute eine Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern und gibt den Blick auf seine Schönheiten nicht sofort preis. Wir hatten einen Führer, der uns durch die Stadt geleitete und uns in einigen der alten Haeuser Einlass verschaffte. Ironie des die Frauen bis zur Unmuendigkeit beschuetzenden Jemen: in die Haeuser kommt man als Mann nicht hinein. Das duerfen nur Frauen, denn das Haus ist DER Privatraum ueberhaupt. Wer bewegte Ansichten der Stadt, wenn auch vor gut 30 Jahren aufgenommen, sehen moechte, sollte sich den Film „Tausend und eine Nacht“ von Pier Paolo Pasolini anschauen. Nureddin, der unglueckliche Sklavenbesitzer, lebt in Pasolinis Zabid.



Interessant ist, dass vom Charakter der Stadt viel uebrig geblieben ist. Die Stadt besteht raeumlich fast nur aus der Altstadt, wenngleich uns die Altstadthaeuser kaum auffallen. Niederlaendische Entwicklungsprojekte, die Lehmarchitektur der Stadt zu konservieren und die Einwohner zu animieren, althergebrachte Baumaterialien und –stile zu verwenden, werden als gescheitert betrachtet. Lehm ist etwa vier Mal teurer als Beton! Nun will die GTZ ran und hat bereits eine Reihe von Studien erstellt und eine syrische Langzeitkraft hier angestellt. Quo vadis, Zabid? In jedem Fall ist die Stadt mehrere Besuche wert. Den Weg durch die Gassen, zum Suq und zu sehenswerten Haeusern ohne selbsternannten Fremdenfuehrer zu finden duerfte niemanden gelingen.

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