Mittwoch, 25. Mai 2011
In der VIP-Lounge
Beziehungen sind zweifelsohne in vielen Teilen der Erde von Vorteil. Wie groß der Lebensunterschied für denjenigen mit Beziehungen gegenüber demjenigen, der keine hat, hier in Afghanistan ist, kann ich nur erahnen. In Herat versprach uns der Handwerkerpräsi, sein Bruder sei Chef der Flughafensicherheit. Er könne uns bis unter die Tragfläche bringen. Wie schön, dachten wir uns, vor allem angesichts der kürzlich beschriebenen Erfahrungen am Flughafen von Mazaar. Am Flughafen angekommen, erwiesen sich die Beziehung nicht als tragfähig. Soldaten an zahlreichen Schlagbäumen waren anfangs nur durch längere Diskussion und später gar nicht mehr bereit, uns mit Vorzugsbehandlung durchzulassen. Also doch wieder aussteigen und übers staubige Geröllfeld laufen. Als wir im Flughafengebäude (dessen Größe und Design stark an den Leipziger Flughafen Mockau erinnern) ankommen, beginnen die üblichen Durchsuchungsaktivitäten. Plötzlich taucht aus dem Nichts die jüngere Version des Herater Oberhandwerkers auf, begrüßt uns enthusiastisch und geleitet uns beinahe ohne Kontrolle durch alle Instanzen. Wir dürfen in seinem Büro platznehmen, das angenehm gekühlt ist. Tee wird serviert, und wir erfahren dies und das über die hochfliegenden Pläne des Herater Flughafens, der - geht es nach dem Management - bald dem Flughafen Dubai Konkurrenz machen soll.



Währenddessen bellt der Sicherheitschef immer mal wieder Kontrollrufe und Befehle in eines seiner verschiedenen Funkgeräte, um sich dann mit liebenswertem Gesicht wieder uns zu widmen. Interessantes Detail im Büro: hier in Herat hängt das Bild des 2001 ermordeten Tadschikenkommandeurs Masud an der Stelle, wo eigentlich das Präsidentenportrait hängen müsste. Man fühlt sich in Herat eben als besonderer Teil Afghanistans.

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