Montag, 23. Mai 2011
Glückliches Herat


War schon Mazaar eine andere afghanische Erfahrung, so wird diese von Herat übertroffen. Sicher, die Handwerkervollversammlung hat uns möglicherweise ein wenig 'eingeseift' mit ihrer straffen Tagesordnung, einem autoritären Präsidenten von kleinem Wuchs, und der zahlreichen Teilnahme (60 Gildenvertreter kamen, die insgesamt 7.340 Gewerbevertriebe vertraten). Dennoch fühlt man sich in Herat anders. Die Stadt scheint entgegen der afghanischen allgemeinen Lage eine positive Entwicklung zu erfahren, es wird viel gebaut, Straßen sind frisch geteert und es gibt eine öffentliche Stromversorgung. Bei der Vollversammlung wurde viel gescherzt und gelacht - vielleicht ein Ausdruck der Stimmung?

Am späten Nachmittag dann noch Stadtführung. Herat war einst Hauptstadt eines Reiches, und das sieht man der Stadt trotz aller schlimmen Schicksalschläge an.



Die Blaue Moschee ist großartig, in der Altstadt existieren alte, überdachte Basare, in den Läden werden von handgearbeiteten Blechkisten, Burkas, Pferdezaumzeug, bis hin zu Fahr- und Motorrädern alles angeboten. Traurig für Herat, das es in einem Land liegt, wohin sich Touristen kaum verirren. So wird die Altstadt sicher bis auf wenige Häuser Schritt für Schritt neueren Häusern weichen, was der Ra'is der Handwerkervereinigung fortschrittlich und daher vollkommen richtig findet.

Ein Ort ganz besonderer Art ist Gazar Gah, der "Reinigende Ort", 5 km außerhalb von Herat. Hunderte von Menschen pilgern täglich hierher, um am Grab des Heiligen und Dichters Khoja Abdullah Ansari zu beten. Wie man am Barte des freundlichen Sufi-Ordensmitglieds sieht, scheint die reinmachende Wirkung des Grabes auch vor Bärten nicht haltzumachen.



Das Grab befindet sich in einem Friedhof, der es an baulicher Schönheit mit der Blauen Moschee aufnehmen kann.

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